15
Dez
2005

Füße hoch ...

... ist im Moment das Gebot der Stunde am Abend. Ich stricke, ich lese, ich telefoniere, ich schreibe Mails, ich lächle. Gefangen habe ich mich durch die Ansicht einer Seite, die mir völlig neu war, sogar drei Seiten umfasste, die mich glücklich strahlen ließ. Ach, ich könnte mich auf einen meiner vier Balkone stellen und die Republik ausrufen. Naja, damit warten wir aber noch ein paar Tage. Ich will Feuerwerk für dieses besondere Ereignis.

Die Show wird im Hintergrund schon mal vorbereitet ... sie kann bald beginnen.

Heute mittag ...

... kam ich heim, fand zwei Mails vor und konnte es so richtig gar nicht fassen im ersten Moment. Das wird also wahr, ich will mich und werde mich auch gar nicht sträuben. Endlich auf eigenen Füßen. Endlich ganz losgelöst von der Gesellschaft. Das wird schön ...

Man scheint verrückt zu sein ...

... wenn man diese Stadt am Meer wieder verlassen will. Aber der Hafen ist mir zu schmuddelig, die bekannten Gesichter sind mir zu bekannt, die fremden sind mir zu fremd. Ich finde nirgends einen Ort, an dem ich die Ruhe finde, die ich brauche.

Und plötzlich gebe ich doch was auf die Gerüchte, die Geschichten, die Legenden. Ein letztes Mal suche ich den alten Seebären in der Hafenkneipe auf, und er mustert mich abschätzig, kein Wunder, ein bisschen abgerissen sehe ich inzwischen wohl aus, und viel Schlaf hatte ich erst recht nicht in den letzten Nächten. Aber ein zahnloses Lachen ist seine Antwort, als ich versuche, ihn mit meinen letzten Münzen und irgendwelchen mühsam geretteten Bonsels von meiner alten Heimat zu bestechen.

"Dreck", sagt er nur. "Betrügerischer Dreck, damit kannste mich kaum beeindrucken. Früher, ja, da konnte man dafür noch was kaufen ..."

Aber sonst habe ich nichts. Nur den puren Willen, fortzukommen. Hier ist es mir zu groß, zu laut, zu lärmig, zu turbulent.

"Na, ich kann eh nichts damit anfangen. Und du hast als erste gefragt." Er schob mir ungefragt die Karte über den Tisch. "Ist nicht gerade sonderlich groß ... Aber wenn ich das richtig verstanden habe, wird dir das reichen."

Ja, da hat er Recht. Ich stammle einen Dank, ich stürze aus der Spelunke, falte mit zittrigen Händen die Karte auseinander und studiere sie. Ja, dort finden wir hin. Ja, das schaffen wir. Der Weg ist nicht schwierig, aber wir brauchen ein Schiff, Ausrüstung, ach, all sowas, aber verdammte Tat, das ist doch jetzt überhaupt kein Problem mehr!

Insel, ich komme.

Und misstrauisch ...

... bin ich auch. Und nicht nur das. Ich wünschte, das Jahr wäre schon gegessen, ich wünschte, wir wären schon zwei Wochen weiter, ich wünschte, ich hätte schon viel eher dem Impuls nachgegeben. Ich will allein sein. Ich will allein sein. Ich will mich ins Alleinsein zurück ziehen, sieht man mal von den wichtigsten Menschen ab, die ich nicht aus meinem Leben streichen will und kann und werde. Ansonsten aber wird mir alles zu viel, der unbewusste Kampf, den ich an so vielen Fronten beobachte, der an manchen Fronten nicht mal mehr das ist, sondern offen und aggressiv geführt wird ...

Ich werde 2day den Rücken kehren, hiermit kündige ich das schonmal an. Na klar, woanders werde ich weiterbloggen, aber ich weiß, dass ich diese Umgebung nicht mag und nie mögen werde, dass ich einfach von diesem Communitygedanken fort muss. Einfach mal wieder den altbekannten Schritt tun: umdrehen und gehen.

Daran halte ich mich im Moment einfach fest. Daran, und nur daran. Und natürlich an der Tatsache, dass in neun Tagen das Weihnachtsgeschäft überlebt ist und dass ich die Halbzeit erreicht habe. Und ja, nicht zu vergessen, sicherster Ort im Universum und das Schönste in meinem Leben.

Ich werd' schon wieder. Aber ich werd's wohl nicht hier schaffen, wieder zu werden.

Absturz ...

... mal wieder. Mal wieder in gewohnter Umgebung, nämlich ziemlich weit unten, möchte ich mich nur noch einrollen und mich wegdenken und wegträumen. Und das Schlimmste ist: erstens habe ich es schon gestern Abend kommen sehen und zweitens kann ich den Grund nicht wirklich klar benennen - es ist, als hätte ich in allem, was ich in den letzten Tagen und Wochen getan habe, heillos übertrieben, nur um jetzt festzustellen, dass ich das gar nicht bin. (Das kann man aber auch wieder nicht so stehen lassen, denn ich war selten mehr ich selbst als in den letzten Wochen.)

Aber morgens schon mit der verdammten Übelkeit, dem Schwindel und dem Kopfschmerz aufzuwachen, die alle freudig die Hände reibend am Rande meines Gesichtsfeldes herumkriechen und nur darauf warten, dass ich für den Moment ein bisschen Schwäche zeige ... Allein das macht mich stutzig. Ich kaue ein Stück trockenes Brot, um die Übelkeit zu verjagen - einigermaßen geht es ja. Und ich trinke Kaffee, um gegen Müdigkeit und Schwindel anzukommen - und auch das funktioniert erstmal.

Aber der Rest? Ich kann mich schlecht zu früher Stunde besaufen, um diese Gedanken loszuwerden ... Im Grunde ist das Gefühl wieder da, allein zu sein. Und das hasse ich. Weil es nicht zu mir gehört und weil es Menschen weh tut, die ich liebe. Und ich darf wieder dagegen anleben, mich einrollen, schweigen und irgendwann wieder lebendig werden. Nur jetzt nicht. Nicht sofort.
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Rosenlippenmädchen

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