Choral am Ende der Reise

21
Dez
2005

Verehrtes Publikum ...

Verehrtes Publikum, jetzt kein Verdruß;
Wir wissen wohl, das ist kein rechter Schluß.
Vorschwebte uns: die goldene Legende.
Unter der Hand nahm sie ein bitteres Ende.
Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen
Den Vorhang zu und alle Fragen offen.


Ja, ich habe es die ganze Zeit angedeutet. Hier fühle ich mich nicht heimisch. Und heimlich, still und leise will ich mich auch nicht fortschleichen, wenn ich mich denn schon fortschleiche. Nein, kein Schleichen. Ich gehe, voller Vorfreude, denn mein neues Zuhause ist das beste, das ich hätte finden können, zusammen mit ihm, der jetzt in direkter Nachbarschaft residiert. Wunderbar!

Ja, ihr findet mich in Zukunft

hier

P.S.: Nichtsdestotrotz werde ich meine Lieblinge weiterhin lesen und besuchen!

17
Dez
2005

Es geht uns gut ...

... beschreibt wohl treffend, was ist. Das ist schön ...

Mitten in der Nacht erreichte das Boot den Strand. Ist euch schon mal aufgefallen, dass in Filmen die Schiffe immer tagsüber ihr Ziel erreichen, es sei denn, sie tun dies heimlich und wollen nicht entdeckt werden? Komisch. Wir tun das gar nicht so heimlich, und doch kamen wir erst kurz vor Mitternacht - nach erstaunlich kurzer Reise - an und zogen das Boot auf den Strand. Wir sind da. Und allein ein kurzer Blick in der Dunkelheit zeigt uns, dass wir hier nicht nur angekommen sind, sondern endlich auch heimisch werden.

16
Dez
2005

Anker lichten ...

... und sehen, was passiert. Noch sind wir Suchende, nicht Reisende. Noch wissen wir nicht, ob die Insel, von der wir schon so viel gehört haben, auch wirklich das sein wird, was wir davon erhoffen und wünschen.

Der Sturm hat sich gelegt, und das Meer liegt spiegelglatt da. Es ist früher Morgen. Ich habe alles Wichtige in meiner Kiste gepackt und stehe am Hafen. Diesmal ist das kleine Boot, mit dem wir reisen werden, stabil und wir sind bestens vorbereitet. Diesmal wird es klappen.

wir sind unterwegs und wir sind wieder im haus

Schiffbruch erlitten ...

... hat der Strolch. Kein Wunder! Man sollte sich auch nicht bei diesem Sturm allein auf die kabbelige See wagen, um die Insel vor der Zeit zu erreichen. Wir hatten einen Termin, wir hatten eine Verabredung. Aber nein, der Strolch meinte wohl, es ohne mich zu schaffen. Die Fischer haben ihn von seinem Boot gefischt und zurück in den Hafen gebracht. Das Boot verloren, nunja, so schlimm ist das nicht, scheint nicht seines gewesen zu sein, er grinst schon wieder, und wir genehmigen uns in der Hafenkneipe erstmal eine Flasche Rum zum Aufwärmen und Pläneschmieden. Ach, und dabei kann so ein Buch so nützlich sein. Hätte der Strolch mal auf mich gehört. Aber nein, er musste ja schon lossegeln.

So ein Strolch ...

... man kann sich heutzutage auch auf niemanden mehr verlassen. Oder auf manche Leute gerade, ich bin da unschlüssig.

Meine Reisebegleitung jedenfalls scheint es eilig zu haben, auf die Insel zu gelangen, und er schnappt sich im Hafen so eine Düppe, die kaum schwimmen kann (und ob er es kann, bezweifle ich auch, ich hab es jedenfalls erst spät gelernt) und segelt los! Den Proviant, die Ausrüstung und vor allem, das wichtigste, mich!, vergisst er an der Pier! Ist das denn die Möglichkeit ... Und wie komme ich jetzt auf die Insel?!?!?

15
Dez
2005

Man scheint verrückt zu sein ...

... wenn man diese Stadt am Meer wieder verlassen will. Aber der Hafen ist mir zu schmuddelig, die bekannten Gesichter sind mir zu bekannt, die fremden sind mir zu fremd. Ich finde nirgends einen Ort, an dem ich die Ruhe finde, die ich brauche.

Und plötzlich gebe ich doch was auf die Gerüchte, die Geschichten, die Legenden. Ein letztes Mal suche ich den alten Seebären in der Hafenkneipe auf, und er mustert mich abschätzig, kein Wunder, ein bisschen abgerissen sehe ich inzwischen wohl aus, und viel Schlaf hatte ich erst recht nicht in den letzten Nächten. Aber ein zahnloses Lachen ist seine Antwort, als ich versuche, ihn mit meinen letzten Münzen und irgendwelchen mühsam geretteten Bonsels von meiner alten Heimat zu bestechen.

"Dreck", sagt er nur. "Betrügerischer Dreck, damit kannste mich kaum beeindrucken. Früher, ja, da konnte man dafür noch was kaufen ..."

Aber sonst habe ich nichts. Nur den puren Willen, fortzukommen. Hier ist es mir zu groß, zu laut, zu lärmig, zu turbulent.

"Na, ich kann eh nichts damit anfangen. Und du hast als erste gefragt." Er schob mir ungefragt die Karte über den Tisch. "Ist nicht gerade sonderlich groß ... Aber wenn ich das richtig verstanden habe, wird dir das reichen."

Ja, da hat er Recht. Ich stammle einen Dank, ich stürze aus der Spelunke, falte mit zittrigen Händen die Karte auseinander und studiere sie. Ja, dort finden wir hin. Ja, das schaffen wir. Der Weg ist nicht schwierig, aber wir brauchen ein Schiff, Ausrüstung, ach, all sowas, aber verdammte Tat, das ist doch jetzt überhaupt kein Problem mehr!

Insel, ich komme.

12
Dez
2005

Aus Gerüchten wird Gewissheit ...

... jetzt weiß ich also, wie es ist. Mein Aufenthalt in dieser Stadt, in diesem Land, in diesem bretterverschlag, ist nur von begrenzter Dauer. Ein Ende scheint abzusehen, und ich atme leicht auf. Ja, das ist absehbar, das halte ich aus, bevor ich wieder ein Schiff besteige und diese Gefilde verlasse.

Gerüchte ...

... ich gebe nichts auf Gerüchte. Ich gebe nur was auf Fakten. Und wenn ich die Faktenlage betrachte, dann sind es ja doch nur Gerüchte, und es werden Gerüchte bleiben, bis ich den Mut aufbringe, mal jemanden konkret darauf anzusprechen. Ein konspiratives Treffen, wenn ich das arrangieren könnte, dann wäre mir schon geholfen ...

In die Hafenkneipe! Dort treibt sich doch immer allerhand Gesindel um! Und wirklich ... in einer Ecke sitzt ein alter Pirat, herrlich, er weiß mehr, und er verrät es mir, als ich ihm ein paar Goldstücke und einen Grog rüberschiebe ... Sein zahnloses Grinsen lässt mich schaudern, doch ich erwidere es hoffnungsfroh. Es gibt also einen Weg, der hier fort führen könnte ... mehr als nur eine Alternative. Nein, er spricht von einem Land, das so ganz und gar meinen Vorstellungen entspricht.

Zurück ans Meer. Zurück zur Sehnsucht. Ja, ich bin hier gestrandet. Aber auch wenn ich Strandgut bin - ich werde mich aufrappeln. Nichts ist verloren. Hier beginnt es erst. Heute beginnt es schon.

Hoffen wir, dass es nicht zu viel Euphorie ist.

Ich weiß, ich bin undankbar ...

... Ich bin hier angekommen, bin bei den Exilanten freundlich aufgenommen worden, und immer noch nicht habe ich mein Köfferchen ausgepackt. Ich sitze den halben Tag in der Hafenkneipe und verköstige mich mit billigem Dornfelder und Pistazien. Den Rest der Zeit versuche ich mich damit anzufreunden, dass dies hier meine Heimat sein soll.

Nein, das misslingt immer wieder. Ein Scheiß ist das. Ich verstehe noch immer nicht die Sprache der Einheimischen, ich kann nicht mitreden, ich will es auch gar nicht. Ich bin immer noch ein Exilant, während andere schon ein kleines Häuschen gekauft und eingerichtet haben. Ich bin auch immer noch unwillig, mich zu integrieren. Im Grunde will ich wieder weg.

Aber wohin?

11
Dez
2005

Eine kleine Bretterbude habe ich bezogen ...

... und spärlich eingerichtet in den letzten drei Tagen. Nunja. Kann ja nur noch besser werden, der Mietvertrag für diesen Verschlag habe ich noch ohne Unterschrift auf dem wackligen Holztisch liegen, und ich zögere, ihn mit meinem edlen, blauen Füller zu unterschreiben - dem letzten Stück Luxus, das ich vor meiner Flucht gerettet habe.

Es widerstrebt mir ja. Hier ist gar nicht so das Zuhause, das ich mir erhofft habe. Es ist zu laut und lärmig, zu viele Flüchtlinge drängen sich in die Stadt, von den Einheimischen schon etwas scheel beobachtet. Die Emigranten bleiben unter sich. Und ich stehe schon wieder an der Wasserlinie, voller Sehnsucht. Aber es gibt ja immer noch die Hoffnung, sich mit der Situation zu arrangieren.

Tja, und manchmal, manchmal ist ein Mensch nicht nur eine Insel, irgendwo im Ozean. Manchmal nicht nur das. Nein, es geht auch anders.

Pistazien und Rotwein sind meine Begleiter in der Nacht.
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